Commons & Commoning – schon mal gehört?

Ja! – Etwa 30 Menschen haben am Tages-Workshop Anfang März mit Dr. Friederike Habermann in der Sozialen Zukunftswerkstatt am Steilen Berg teilgenommen. Unter dem Fokus „Was ist, was soll, was kann Commoning für alternatives Wirtschaften & ein neues soziales Miteinander?“ haben wir die Logiken von Commons betrachtet.

Commons …

… bestehen, wenn viele gemeinsam etwas besitzen und pflegen und nutzen, ohne Eigentümer:innen zu sein.

… sind das, was vor der Erfindung des Eigentums weithin existierte. Dagegen ist das moderne Eigentum ein erst junges Konzept. Eine Eigentümer:in kann Andere rechtlich ausschließen, obwohl die Eigentümer:in die Sache selbst gar nicht gebraucht. Das Eigentum verdrängte die Commons im Übergang vom Mittelalter zur Neuzeit mit dem Aufkommen der Marktwirtschaft. Commons nennt man auch Gemeingut oder Allmende.

… bezeichnet landläufig Ressourcen, wie Wasser, Nahrung oder Wissen, über die gemeinsam entschieden wird. Beruhend auf solchen Ressourcen entsteht aber ein Commons erst in einem besonderen sozialen Prozess. Beispielsweise Wasser: Wasser ist zunächst, was es ist: H2O. Aber es wird zu dem, was wir daraus machen: entweder Ware/Privatgut, öffentliches/staatlich bereitgestelltes Gut oder Commons/Gemeingut. Es kommt darauf an, wie wir mit dem Wasser umgehen und welche Regeln wir uns dafür geben.

… leben, wenn Menschen sich gemeinsam ausrichten, und sich mit dem Commons zu verbinden. Wir machen Güter zu Commons, wenn wir sie gemeinsam, selbstorganisiert und bedürfnisorientiert produzieren, verwalten, pflegen und nutzen. Diesen Prozess bezeichnen wir als Commoning. Commoning findet jenseits von Markt und Staat statt. Es geht um Bedürfnisse statt Profite, Selbstorganisation statt Befehl, Kooperation statt Konkurrenz. So produziert Wikipedia zum Beispiel frei zugängliches Wissen, und in sozialen Bewegungen, wie der Klimabewegung, organisieren sich Menschen gemeinsam.

Können Commons und Commoning bestehen in einer Welt von Egoismen und dem Zwang des Marktes zur Wahrung des persönlichen Vorteils?

Ja! – Es gibt allenthalben vielfältige neue Beispiele und gerade weltweit viele Traditionen, gemeinsam die Produktion und Verteilung, die Care-Arbeit und das Zusammenleben mittels Commoning als Commons zu organisieren – ohne Marktzwang, teilweise ohne Geld und ohne regulierendes Eingreifen des Staates. Für das sprichwörtliche „gute Leben für alle“, dem „buen vivir“, sollten Commons ausgebaut und charakteristisch für die Gesellschaft und ihre Kultur werden. Und auch Menschen verändern sich, wenn sie nicht mehr in Konkurrenz existieren müssen, sondern in Kooperation leben dürfen.

Dort, wo Commonig gelingt, sind bestimmte wiederkehrende Muster zu erkennen. Dreiunddreißig solcher Muster haben Silke Helfrich und David Bollier im Buch „Frei Fair und Lebendig – die Macht der Commons“ beschrieben. Mithilfe des Kartensets „Commoning oder wie Transformation gelingt“ haben wir uns diesen Mustern genähert und besprochen, welche Impulse für unser Denken und Handeln das in uns auslöste.

Hier gilt es fortzuführen, mehr zu verstehen, wie Gesellschaft gegenwärtig funktioniert und wie eine bessere Welt gestaltet sein könnte und sollte.

Commons und Commoning als Weg und Ziel einer Transformation – lasst uns an dieser Vision arbeiten, damit sie Realität wird.

Horst Göllnitz

„Commons in die Welt“ – mitdenken und mittun: neues [at] commoning-halle.de